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Die Aufgaben der Stiftung „Elisabethenstift“, KSdöR, Darmstadt

Die Großherzogliche Stiftung von 1857 ermöglichte es, im Jahr 1858 auf dem Gelände des heutigen Elisabethenstifts ein Diakonissenmutterhaus zu gründen und dort ein Krankenhaus zu betreiben. In einer Zeit, als es noch keine staatlich organisierte Krankenversorgung gab, war das nicht nur eine soziale Notwendigkeit, sondern auch eine Innovation.

Nach und nach übernahmen die Diakonissen dann auch Aufgaben in anderen diakonischen Feldern, in der Altenpflege, in der Kindererziehung und in der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern sowie Pflegepersonal.
Aufgabe der Stiftung war es also in erster Linie, den Lebensunterhalt der Diakonissen zu gewährleisten, die ihrerseits ihre Arbeitskraft für die diakonische Arbeit unentgeltlich zur Verfügung stellten.
Im Grunde war es die, aus tiefer Glaubensüberzeugung getroffene Entscheidung dieser Frauen, sich mit ihrem ganzen Leben in den Dienst der tätigen Nächstenliebe zu stellen, die die diakonische Arbeit zur damaligen Zeit ermöglichte.

Die Zeiten haben sich geändert. Die diakonische Arbeit muss jetzt unter den heute gegebenen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen geleistet werden. Sie sind von den gesetzlichen Bestimmungen, den finanziellen Vorgaben der Kostenträger, dem Wettbewerb unter den Anbietern und dem fehlenden Nachwuchs bei den Diakonissen geprägt. Unter diesen Bedingungen war die Stiftung „Elisabethenstift“ in den letzten Jahrzehnten immer weniger in der Lage, sich als Träger der diakonischen Aufgaben zu behaupten: Statt der Diakonissen arbeiten in den Einrichtungen nur noch angestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die verschiedenen Arbeitsfelder unterliegen ganz unterschiedlichen rechtlichen und ökonomischen Vorgaben, die nur schwer gemeinsam zu managen sind, und der alte Gebäudebestand erfordert überaus hohe Investitionen.

Diese Einsichten führten das Kuratorium der Stiftung in den Jahren seit 2003 dazu, nach und nach die Trägerschaft der einzelnen diakonischen Aufgaben aufzugeben, sie in neue Strukturen zu überführen und die Stiftung zu einer Förderstiftung umzugestalten. So ist die Stiftung „Elisabethenstift“ seit Anfang 2007 selbst nicht mehr Träger diakonischer Arbeit, sondern nur noch als alleiniger Gesellschafter oder als Mitgesellschafter an den rechtlich selbständigen Einrichtungen
 

beteiligt.

Geblieben ist allerdings die unmittelbare und unveräußerliche Aufgabe, den Diakonissen lebenslangen Unterhalt zu gewähren. Heute heißt das, ihnen neben Unterkunft und Verpflegung vor allem auch die notwendige körperliche und geistliche Pflege angedeihen zu lassen. So ist in der Stiftstraße 35 ein wunderschönes Gebäude mit altersgerecht ausgestatteten Appartements und Gemeinschaftsräumen entstanden, in denen noch einige Diakonissen zusammen mit Menschen wohnen, die an einem Leben in Gemeinschaft teilhaben wollen. Durch den Ausbau des Bereiches „Wohnen und Pflegen“ im Rahmen des akademischen Lehrkrankenhauses Agaplesion Elisabethenstift gGmbH sind auch die pflegebedürftigen Diakonissen bestens versorgt und haben durch die räumliche Nähe Anschluss an die Gemeinschaft behalten.

Mag es auf den ersten Blick auch so aussehen, als sei von den vielfältigen diakonischen Aufgaben der Stiftung nicht mehr viel übrig geblieben, so täuscht dieser Blick: Erstens tritt die Stiftung „Elisabethenstift“ mit ihrer Versorgungsverpflichtung noch heute für die Arbeit ein, die in der Vergangenheit fast 150 Jahre lang von den Diakonissen geleistet wurde. Zweitens werden die Stiftungsmittel, die nach Erfüllung dieser Verpflichtung noch zur Verfügung stehen, für die Förderung diakonischer Projekte eingesetzt. Jenseits der ökonomischen Zwänge unseres Sozialsystems können von der Stiftung auf diese Weise für die Diakonie als gelebter Nächstenliebe auch in Zukunft immer wieder neue Impulse gesetzt werden.

Darüber hinaus trägt die Stiftung im Rahmen ihrer Verantwortung als Gesellschafter der unterschiedlichen Einrichtungen in erheblichem Maße zum Ausbau und zur Weiterentwicklung dieser Einrichtungen bei. So ist auf dem Gelände des ehemaligen Mutterhauses unter Einbeziehung denkmalgeschützter Bauteile ein Seniorenzentrum entstanden, das von der Agaplesion Elisabethenstift gGmbH betrieben wird. Auch ein Hospiz (www.agaplesion-elisabethenstift.de/elisabethen-hospiz.html) gehört zu diesem Gebäudekomplex. Die vorbildliche Begleitung Sterbender dort hat schon hessenweit Aufmerksamkeit gefunden. Durch diese Baumaßnahmen konnte die psychiatrische Abteilung des Krankenhauses in das Luise-Karte-Haus umziehen und hat nun weitaus bessere Räume zur Versorgung psychisch kranker Menschen zur Verfügung. Als weitere Hilfefelder sind die ambulante Krankenpflege und die Ausbildungsstätte für Gesundheitsberufe zu nennen.

Eine besondere Entwicklung hat auch die Pädagogische Akademie Elisabethenstift gGmbH genommen. So konnten in den letzten Jahren mit den Neubauten des Bernhard-Knell-Hauses und des Hedwig-Burgheim-Hauses moderne Unterrichts- und Verwaltungsräume für die verschiedenen Ausbildungsgänge und die Fortbildung geschaffen werden. Auf dem Grundstück an der Pützerstraße wurde ein weiteres neues Schulgebäude errichtet, in dem mit Beginn des Schuljahres 2016/2017 ein berufliches Gymnasium mit den Schwerpunkten Gesundheit und Soziales aufgebaut wird.

Wenn die Stiftung 2018 im November 160 Jahre alt wird, kann sie nicht nur auf eine lange Geschichte, sondern auch auf eine Zukunft blicken, die unter dem Segen Gottes steht.


Greifenstein, 21.01.2016                                                                     
Dr. Wolfgang Leineweber